Die Kosas und ihre Bedeutung im (therapeutischen) Yoga 

Alle Yogahaltungen haben spezielle physiologische Auswirkungen auf die Struktur und Funktion des Organismus. Der in den verschiedenen Haltungen (Asanas) systematisch ausgeübte Druck massiert und kräftigt die Organe. Je nach Stellung werden bestimmte Körperbereiche geöffnet oder geschlossen. Auch die Blutzirkulation wird angeregt, die Lungen reagieren mit einem vertieften Luftaustausch. Mehr Sauerstoff gelangt in den Körper - ein Gewinn für jede Zelle, jedes Gewebe, Organ und Organsystem. Die Lymphbahnen werden gleichsam massiert, der Abtransport der Abfallstoffe wird beschleunigt, der Organismus entgiftet und die Immunabwehr verbessert. Der Körper kräftigt sich, übermäßige Spannungen bauen sich ab. 

Manche Yoga-Haltungen wirken auf das endokrine System, da sie die entsprechenden Drüsen mit frischem, sauerstoff- und nährstoffreichem Blut versorgen, andere (und auch Atemtechniken) harmonisieren das Nervensystem. 

Wenn man in den Yoga-Asanas an seine Grenzen geht, wird kurzfristig das sympathische Nervensystem angeregt (Angriff- bzw. Fluchtreaktion) - in sicherer und kontrollierter Weise baut man Stress ab. Schließen sich daran Haltungen an, die das parasympathische Nervensystem aktivieren, setzen Beruhigung und Entspannung ein. Der Herzschlag verlangsamt sich, der Blutdruck sinkt, die Atmung wird gleichmäßig. Der Spiegel der Streßhormone fällt, ein genereller Heilungsprozess beginnt. 

Nicht zuletzt gehen wir bei völliger Konzentration auf das Körpergeschehen geistig „in Urlaub“ -  die Alltagssorgen relativieren sich. Entspannungsmethoden entfalten vielfältige Heilkräfte. Wie die Meditation verfügt auch die Pranayama-Atmung über ein großes Wirkungsspektrum. Beide unterstützen die geistig-seelischen Aspekte des Gesundheitszustandes und helfen dem Betroffenen, sich von seiner Krankheit zu lösen und sich - sei es auch nur kurzfristig - mit einer höheren Seinsebene zu verbinden. Yoga lehrt uns, dass der Weg ebenso wichtig ist wie das Ziel - ein gesunder Leitsatz für unseren mitunter sehr wechselvollen Lebensweg. 

 

Während die westliche Medizin eher die konkrete Krankheit behandelt, befasst sich die traditionelle östliche Medizin mit dem ganzen Menschen. 

 

Das Wort YOGA ist aus der Sanskritsprache mit VEREINIGUNG, VERBINDUNG, im weiteren Sinne schlicht mit EINHEIT oder HARMONIE zu übersetzen. 


In den Upanishaden, einer Sammlung von philosophischen Schriften Indiens,  werden fünf verschiedene Körper beschrieben, welche den Wesenskern jedes Menschen, die göttliche Natur, wie die Schalen einer Zwiebel umhüllen. 

Jeder dieser Körper gleicht einem Tanz von Energien. In den meisten Fällen lässt sich die Energie zwar kaum spüren. Erhöht sich die Schwingungsfrequenz jedoch, so erfahren wir das sofort als ein Plus an Lebenskraft, Freude, Stille und tiefer Erkenntnis. Diese 5 Hüllen werden Kosas genannt. 

 

Die 5 Kosas und wie wir durch Yogapraktiken die Schwingungsfrequenz erhöhen können: 

 

1. Annamaya Kosa = der physische Körper                                                           Bezieht sich direkt auf den physischen Körper - Organe, Gewebe, Muskeln, Knochen.          Durch das Praktizieren der Asanas und Atemübungen, vegetarische Ernährung, Fasten und yogische Reinigungspraktiken, können wir die Schwingungsfrequenz vom physischen Körper erhöhen. 

2. Pranayama Kosa = der Energiekörper                                                                Betrifft die Lebensenergie (Prana) und die grundlegenden physiologischen Stoffwechselfunktionen. Bei gestörtem Fluss von Prana  sind Blockaden des Atems und des Körpers unausweichlich. 

Durch Pranayama (Atemkontrolle und Lenkung) und Kriyas (reinigende Techniken) können wir hier die Schwingungsfrequenz erhöhen. 

 

3. Manomaya Kosha = der Emotionalkörper 

Kein anderer Körper trägt in solch hohem Maße zur menschlichen Befindlichkeit bei, wie der emotionale. In ihm sind die innersten Gefühle Verbrogen - wie beispielsweise bewusste und unbewusste Ängste, Zweifel und Aggressionen. Gleichermaßen ist er auch der Sitz aller Erinnerungen, Vorstellungen und Wünsche. 

Yogapraxis zur Stärkung und Reinigung des Emotionalkörpers: uneigennütziges Dienen, die Hingabe und das Vertrauen an Gott, Mantrengesang und das Sprechen von Mantrams (wie Affirmationen/positive Glaubenssätze), Tönen und die Praxis von Yama und Nyama (der moralische/ethische Verhaltenskodex eines Yogi, welcher den 10 Geboten aus dem Christentum gleichzusetzen ist). 

 

4. Vijnanamaya Kosha = der Erkenntniskörper 

Auch Weisheitskörper genannt. Bezieht sich auf unser Vermögen, die von unseren Sinnen gelieferten Informationen intuitiv zu erfassen und auf unsere Fähigkeit zu vertrauen und zu verstehen, richtig von falsch zu unterscheiden, sowie Verhaltensmuster zu durchschauen, die unser Leben bestimmen. 

Der Erkenntniskörper wird geformt durch unseren Intellekt, unsere Gedanken und Ideen. Übung: Meditation, Studium der Schriften, und das Beisammensein mit Menschen die auch auf der Suche sind/Yoga oder verwandte Übungsweisen praktizieren und spirituellen Lehrern. 

 

5. Ananandamaya Kosha = der Wonnekörper 

Hier sind wir durchdrungen von dem Gefühl des vollkommenen Einseins mit Allem. Es herrscht ein Gefühl von Frieden, Freude, Liebe und Verbundenheit. Zeit hört auf zu existieren und das Bewusstsein erweitert sich über die Grenzen der restlichen Hüllen hinaus. Dieses Kosa transzendiert den logischen, denkenden Geist und ermöglicht eine Erfahrung der Einheit mit dem universellen Bewusstsein. 

Dieser Körper entzieht sich der Logik und der Kontrolle des Geistes. Er kann deshalb nicht durch aktives Zutun, sondern nur durch bewusste Erfahrung der Einheit des Seins, so wie durch die Erfahrung von Wonne berührt und gereinigt werden. 

Sobald wir uns der 5 Kosas bewusst werden, wissen wir, dass wir nicht nur körperliche, sondern auch geistige, seelische und spirituelle Wesen sind. Weshalb also eine dieser Dimensionen vernachlässigen?

 

Ursprünglich ist Yoga eine individuelle Praxis, bei der eine Yogalehrerin/ein Yogalehrer jeweils nur einen Schüler unterrichtet, um vertieft mit ihm arbeiten zu können. Im heutigen Yoga kann der Unterricht in der Gruppe, unter anderem, auch eine gute Vorbereitung auf eine individuelle Praxis im Einzelunterricht und für das Üben zu Hause und den Alltag sein. 

 

NAMASTE = „das Göttliche in mir grüßt das Göttliche in dir“ 

Yoga ersetzt nicht den Arzt oder Therapeuten !